„… eine universelle Besonnenheit“

Hans Jürgen von der Wense (1894-1966), Schriftsteller, Übersetzer, Komponist, Fotograf, Völkerkundler, Wanderer, Enzyklopädist
Erste Tagung zu Leben und Werk, 14. und 15. November 2008 in Kassel

Wer war Hans Jürgen von der Wense? Danach fragt die erste öffentliche Tagung zu Leben und Werk des Universalgenies Hans Jürgen von der Wenses am 14. und 15 November in Kassel. Sie wird veranstaltet vom Verein Literaturhaus Nordhessen und dem Wense-Forum Kassel in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Kassel.

Mit gutem Grund findet diese Tagung in Kassel statt: Kassel und Nordhessen hatten für Wense eine ganz besondere Bedeutung. 1932 ließ sich Wense von Karlshafen kommend in der Fuldastadt nieder. Von Kassel aus entdeckte und erwanderte er das hessisch-westfälische Mittelgebirge und plante ein so genanntes „Wanderbuch“ über das Gebiet zwischen Göttingen, Paderborn und Eschwege. Nach Schließung der Landesbibliothek im Jahre 1940 übersiedelte er nach Göttingen, nicht zuletzt wegen der dortigen Universitätsbibliothek, aber eben auch, um von hier aus seine ausgedehnten Wanderungen fortzusetzen.

Wense forschte unermüdlich im Stillen und schuf ein gigantisches, rund 30.000 Blätter umfassendes „Werk“, das er in über 300 Mappen und Schubern ablegte und das sich jeder Kategorisierung entzieht: Exzerpte, Notate, Betrachtungen, Reflexionen über Geschichte, Geografie, Landeskunde, Geologie, Astronomie, Genealogie, Wetterkunde. Er übersetze aus mehr als 100 Sprachen und Dialekten. Hinzu kommen rund 40 Tagebücher, 5000 bis 6000 Briefe und mehrere tausend Fotografien sowie Kompositionen. Nur vergleichsweise wenig wurde davon bisher publiziert, etwa in den Wense-Editionen seines Freundes und Nachlassverwalters Dieter Heim („Epidot“, „Blumen blühen auf Befehl“ „Geschichte einer Jugend“ und „Wanderjahre“) oder in der enzyklopädisch angelegten Briefedition von Reiner Niehoff und Valesca Bertoncini.

Wense lässst sich auf keinen Nenner bringen. Der Schriftsteller Botho Strauß bemerkte über ihn: „Dieser erstaunliche Sonderling, dieser absolute Nicht-Literat gehört an hervorragende Stelle in jener überfälligen Geschichte der geheimen deutschen Literatur, von der ich immer träume.“

An der Tagung nimmt Prof. Dr. Dieter Heim ebenso teil wie Dr. Reiner Niehoff. Ferner hat Axel Matthes, in dessen Verlag Matthes & Seitz die erwähnten Wense-Editionen Dieter Heims erschienen, seine Teilnahme zugesagt. Prof. Dr. Gert Mattenklott, Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der FU Berlin, wird über „Wenses Landschaften“ sprechen. Vorträge über Wenses musikalisches Schaffen, über seine documenta-Besuche oder sein fotografisches Oeuvre werden weitere Facetten seines Lebens und Werks beleuchten (siehe Programm).

Die Tagung wird großzügig gefördert vom Kulturamt der Stadt Kassel und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Die Teilnahmegebühr (inkl. Kaffee, Kuchen, Getränke) beträgt 12 Euro / 6 Euro.
Um Anmeldung unter 0561 / 70 16 48 57 wird gebeten.
Nach den Vorträgen stehen jeweils 15 bis 20 Minuten für eine Diskussion zur Verfügung.
Moderation: Dr. Andreas Gebhardt, Karl-Heinz Nickel

Veranstalter:
Literaturhaus Nordhessen e.V. / Wense-Forum Kassel
Lassallestraße 15
34119 Kassel
Tel.: 0561 / 70164857
Bürozeiten: Mo 9-12 Uhr, Di 15-17.30 Uhr, Do 18-20 Uhr
E-Mail: info@literaturbuero-nordhessen.de
Internet: www.literaturhaus-nordhessen.de

Veranstaltungsort:
Universitätsbibliothek, Landesbibliothek- und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel,
Brüder-Grimm-Platz 4 a, Eulensaal
34117 Kassel